Legends of Runeterra im Test: Mit Fairness zum Sieg über Magic & Hearthstone

Die Macher von League of Legends setzen im Kampf der Sammelkartenspiele auf ein bemerkenswertes Free2Play-System, überzeugen im Test von Legends of Runeterra aber auch spielerisch.

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Legends of Runeterra is Riots Kampfansage an Magic, Hearthstone und co. Legends of Runeterra is Riots Kampfansage an Magic, Hearthstone und co.

Brauchen wir wirklich noch ein weiteres Sammelkartenspiel? Das war die erste Frage, die uns in den Sinn kam, als Legends of Runeterra zum zehnjährigen Jubiläum von Riot Games im Oktober 2019 vorgestellt wurde. Denn die Auswahl in diesem Genre ist seit dem großen Erfolg von Blizzards Hearthstone stetig gewachsen. Spätestens mit der gelungenen digitalen Umsetzung des Genre-Urgroßvaters Magic: The Gathering ist der Markt für neue Herausforderer eng geworden.

Dank seiner tollen Präsentation, einer starken Marke (League of Legends) im Rücken und vor allem erfrischend neuen Ansätzen räumen wir Legends of Runeterra jedoch gute Chancen ein, sich einen Platz im hart umkämpften Sammelkartensegment zu sichern. Warum, erklären wir im Test zum aktuellen Patch-Stand 1.4.

Wie die Präsentation von Legends of Runeterra im Detail aussieht, seht ihr in unserer Screenshot-Gallerie:

Legends of Runeterra - Screenshots ansehen

Duell um die Welt

LoR ist ein Duell, das so lange über Runden ausgetragen wird, bis der gegnerische oder der eigene Nexus (sozusagen die Entsprechung der Basis aus dem zugrundeliegenden MOBA) mit jeweils 20 Lebenspunkten zerstört ist. Schaden anrichten können wir ihm durch ungeblockte Angriffe mit Kreaturenkarten oder über ausgelöste Effekte und Zaubersprüche. Unser Ziel ist es logischerweise, das schneller und effizienter als unser Gegenüber zu schaffen. Dazu stellen wir uns vor dem Kampf ein eigenes Deck aus genau 40 Karten zusammen.

Der Kartenpool ist derzeit in sieben unterschiedliche Regionen des fiktiven und namensgebenden Kontinents »Runeterra« unterteilt. Die Besonderheiten dieser Gebiete lassen sich spielerisch auch in den Fähigkeiten der Karten aus dieser Region ablesen. Die Bewohner der Schatteninseln beispielsweise arbeiten im Verborgenen und schleichen sich dank »Ungreifbar«-Attribut an der gegnerischen Verteidigungslinie vorbei. Die mutigen Recken aus Demacia dagegen können Feinde gezielt herausfordern oder sich gegenseitig im Kampf unterstützen und Schutz geben.

Neue Karten schalten sich durch das Sammeln von Erfahrungspunkten frei. Aus welcher Region diese stammen, lässt sich vorher festlegen. Neue Karten schalten sich durch das Sammeln von Erfahrungspunkten frei. Aus welcher Region diese stammen, lässt sich vorher festlegen.

Insgesamt gibt es über 20 dieser Schlüsselwörter, die zum Experimentieren und Taktieren einladen. Bei der Zusammenstellung des eigenen Decks aus bisher rund 500 Karten können jeweils bis zu zwei Regionen kooperieren. Dies erlaubt eine große Vielfalt an strategischen Kombinationsmöglichkeiten beim Deckbau.

Ganz neu mit dem Patch 1.4 (24.6.2020) kommt der neue Eventmodus »Gauntlet« als kostenloses Update dazu. Dieser ist immer von Freitag bis Montag aktiv und wirbelt die Regeln für den Deckbau durcheinander. So werden beispielsweise in einem der ersten Events Duplikate im Deck verboten sein, was neue Deckstrategien erfordert. Für lange Siegesserien winken größere Belohnungspakete.

Legends of Runeterra - Das könnte selbst Jan Böhmermann gefallen Video starten 16:05 Legends of Runeterra - Das könnte selbst Jan Böhmermann gefallen

Champions mit Aufstiegschancen

In jeder Region stehen zusätzlich fünf sogenannten Champions als Spezialkarten zur Verfügung. Diese Helden sind bekannte Figuren aus dem umfangreichen Kader des Hauptspiels League of Legends. Eine Besonderheit von LoR: Die Spezialkarten können innerhalb einer Partie eine Evolution durchlaufen. In vielen Decks ist diese Verwandlung ein zentraler Bestandteil der Gewinnstrategie.

Ein Beispiel: Fiora aus der Region Demacia muss zwei gegnerische Einheiten töten (und überleben), um auf die nächste Stufe aufzusteigen. Gelingt ihr das, erhält sie einen zusätzlichen Angriffs- und Verteidigungspunkt und aus der Anforderung wird eine Siegbedingung: Wenn es uns gelingt, zwei weitere Feinde mit ihr zu töten, gewinnen wir die Partie sofort. Die Schwierigkeit hierbei ist, dass Fiora mit nur drei Lebenspunkten startet und sie ihre Siegbedingung ohne Unterstützung in Form von passend ausgespielten Kartenkombinationen allein nicht erfüllen kann.

Auf Klick wird jede Karte groß rangezoomt und erklärt. Bei den Champions mit ihren unterschiedlichen Evolutionsstufen lassen sich begleitende Karten und Effekte durchblättern. Auf Klick wird jede Karte groß rangezoomt und erklärt. Bei den Champions mit ihren unterschiedlichen Evolutionsstufen lassen sich begleitende Karten und Effekte durchblättern.

Duelle wie Dialoge: So läuft eine Runde ab

Neben den Champions ist vor allem der dynamische Schlagabtausch in den Duellen das starke Alleinstellungsmerkmal von Legends of Runeterra. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Karten: Kreaturen (Menschen, Spinnen, Monster etc.) und Zaubersprüche (Feuerball, Schild usw.). Eine Schwertmarkierung wechselt jede Runde hin und her und zeigt an, welche Seite aktuell die Angriffsinitiative hat. Die bestimmt, ob wir mit unseren Kreaturen nur blocken oder auch den gegnerischen Nexus attackieren dürfen.

Anders als jedoch bei vergleichbaren Titeln können wir auch während der gegnerischen Attack-Runde Kreaturen beschwören und Karten als Reaktion ausspielen. Wir haben dadurch nach jeder Aktion die Chance zur Gegenwehr - das bringt taktische Tiefe. Denn so können wir vielleicht mit einem Sofortwirkungs-Zauber den Gegner einfrieren und damit Schaden verhindern.

Jede Seite spielt abwechselnd Karten aus, die klassisch mit Mana bezahlt werden. Der Vorrat der Zauberkraft wächst pro Runde auf beiden Seiten gleichmäßig an. Überschüssiges Mana dürfen wir zum Teil sogar für Zaubersprüche in die nächste Runde mitnehmen.

Nicht verbrauchte Mana wird in einem separaten Pool in die nächste Runde übertragen, der jedoch lediglich für Zauberspruch-Karten genutzt werden kann. So gelingt es uns in Runde 3 bereits einen Zauber mit Kosten von 4 auszuspielen. Nicht verbrauchte Mana wird in einem separaten Pool in die nächste Runde übertragen, der jedoch lediglich für Zauberspruch-Karten genutzt werden kann. So gelingt es uns in Runde 3 bereits einen Zauber mit Kosten von 4 auszuspielen.

Das Ausspielen von neuen Karten geht so lange hin und her, bis beide Seiten passen. Erst dann wird der Angriff ausgeführt und wir bestimmen, welche Karten überhaupt zum Einsatz kommen. Dies eröffnet weitere strategische Überlegungen: Starten wir unsere Runde direkt mit einem Angriff ohne neue Karten auszuspielen, dann bieten wir auch unserem Gegner keine Chance mehr, eventuell noch eine passende Verteidigungskarte zu spielen.

Der Wechsel zwischen Aktion und direkter Reaktion macht Legends of Runeterra besonders reizvoll, kann in bestimmten Situationen aber auch für längere Wartezeiten sorgen. Dennoch bleiben das Feld und die Benutzerführung stets übersichtlich. Per Rechtsklick lassen sich alle Karten vergrößern und Schlüsselwörter werden auf Wunsch ausführlich erklärt.

Wenig Abwechslung für Singleplayer

LoR ist primär auf Online-Matches gegen menschliche Spieler im Ranglisten- oder Freundschafts-Modus ausgelegt. Zur Übung können Decks auch gegen eine Gegner-KI ins Rennen geschickt werden. Etwas Abwechslung bietet der Expeditions-Modus, bei dem sich alle Teilnehmer aus einem begrenzten Karten-Angebot ein neues Deck zusammenklicken (Fachausdruck: Drafting). Wer sieben Matches gewinnt und dabei weniger als zwei Partien verliert, erhält besonders dicke Belohungspakete.

Keine Abwertung für Pay2Win!

Eigentlich sind Sammelkartenspiele per Definition Pay2Win. Denn je mehr Karten wir erwerben, desto mehr Optionen bekommen wir, ein schlagkräftiges Deck zusammenzustellen. Allerdings gibt es in Legends of Runeterra einen entscheidenden Unterschied zur Konkurrenz.

Während wir in Hearthstone und Magic Booster-Packs kaufen und entsprechend vom Glück abhängig sind, welche Karten diese enthalten, können wir in Legends of Runeterra im Shop jede gewünschte Karte gezielt erwerben – und das auch mit im Spiel verdienter Ingame-Währung. Zusätzlich erhalten wir über Belohnungen im Spiel Wildcards in mehreren Seltenheitsstufen, die gegen die noch fehlenden Karten in der Sammlung eingetauscht werden können. Wer sich halbwegs regelmäßig einloggt, kann sich dadurch tatsächlich innerhalb vertretbar kurzer Zeit gezielt sein Wunschdeck erspielen.

Rein kosmetische Verschönerungen wie neue Spielfelder, Maskottchen oder Kartenrücken gibt es dagegen nur gegen Bezahlung mit Echtgeld. Spielerischen Einfluss haben die aber keinen.

Da die Belohnungen in Legends of Runeterra zudem ausgesprochen üppig und die Ingame-Kartenpreise fair ausfallen, haben regelmäßige Kostenlos-Spieler unserer Meinung nach keine Nachteile gegenüber Echtgeld-Käufern. Deshalb verzichten wir erstmals auf eine Abwertung für ein Sammelkartenspiel.

Hinter dem Menüpunkt »Herausforderungen« befindet sich das umfangreiche und sehr gut gemachte Tutorial, das uns pro Mission in eine vorgefertigte Situation wirft. Die Rätselaufgaben können nur durch den richtigen Einsatz von bestimmten Schlüsselwörtern auf Karten gelöst werden. Auf diese Weise gelingt es den Entwicklern, auch komplexere Zusammenhänge der Karteneffekte spielerisch zu erklären.

Für Fans von League of Legends bietet die Kartenspieladaption etliche liebevolle Details und einen hohen Wiedererkennungswert. Doch keine Sorge: Legends of Runeterra steht komplett für sich und besteht im Test auch ohne jegliche Vorkenntnisse.

Runterra macht es sich gekonnt zwischen dem etwas zugänglicheren Hearthstone und dem Komplexitätsmonster Magic: The Gathering gemütlich und könnte dort seine perfekte Nische gefunden haben. Die strategische Vielfalt gepaart mit den wunderschönen Kartenillustrationen machen LoR zu einer klaren Empfehlung für konfrontative Kartenspiel-Strategen mit Appetit auf neue Impulse.

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